Hl. Johannes Paul II., der große Schutzpatron Europas und Doktor der Kirche

Rok: 2019
Autor: Kardynał Stanisław Dziwisz

Die gegenwärtige Kulturkrise ist eine riesige kulturgschichtliche Forderung nach einer weisen Rückkehr zum gemeinsamen historischen Erbe. Die Renaissance, auf die wir alle warten, kann nur als neues Denken verwirklicht werden. Man muss also die klassische Auffassung des Menschen und der Welt neu verstehen. Es ist unverkennbar, dass in diesem Zusammenhang das Erbe vom hl. Papst Johannes Paul II. einen großen kulturbildenden Wert hat. Karol Wojtyła hat uns also ein riesiges Material zum Nachdenken hinterlassen.

In seiner Spiritualität und in seinem Denken sehen wir die Kunst, Tradition und Neues in Einklang zu bringen, also wie im Evangelium (Mt 13,52), wo der Gelehrte von Jesus gelobt wird. Das Erbe von Papst Johannes Paul II. ist eine reichhaltige, vielseitige und kreative Synthese von vielen menschlichen Denkweisen. Es unterliegt keinem Zweifel, dass sie nach wie vor bedeutendes und ganzheitliches Projekt der kulturellen Erneuerung im globalen Maßstab bleibt. Dieses Projekt ist nicht als einfacher Aufruf zur Rückkehr in die Vergangenheit zu verstehen. Der Gedankengut von Johannes Paul II. ist nämlich durchaus modern, originell und kreativ, wobei er auch traditionell im besten Sinne des Wortes ist. Sein rastloses Streben nach dem Gleichgewicht zwischen Tradition und Modernität brachte ins Leben der Kirche und in die universellen Kreise der Kultur, Politik und Wissenschaft einen Hauch der Frische. In dieser Hinsicht ist der heilige Papst ein wahrer Kirchenlehrer und Doktor der Kirche, und zugleich ein wichtiger Hüter europäischer Werte geworden, die das unerschütterliche Fundament der modernen Zivilisation bilden. In meinem Vortrag möchte ich Ihre Aufmerksamkeit auf drei Dimensionen des Erbes vom hl. Johannes Paul II. richten, in denen dieses Erbe am kreativsten ist. Das sind, meines Erachtens, die wichtigsten Gründe, warum Johannes Paul II. als Doktor der Kirche und einer der Schutzpatrone unserer europäischen Heimat anerkannt werden sollte.

  1. Kirchenvision von Johannes Paul II.: ein Doktorat in Ekklesiologie

Der Papst aus Polen war außerordentlich arbeitsam. Eine Vielzahl von öffentlichen Auftritten, Audienzen, Auslandsreisen und inhaltsreichen Dokumenten beweisen nicht nur seinen Fleiß, sondern auch die wahre Liebe zur Braut Christi, für die der auferstandene Herr ihn zum Hüter und Hirten gemacht hat. Die Größe dieses Erbes sollte jedoch nicht nur quantitativ gemessen werden. Wir dürfen nicht vergessen, dass das Leben von Karol Wojtyła, also Papst Johannes Paul II. ein großartiges Zeugnis über den Primat Gottes im persönlichen und gesellschaftlichen Leben ist. Die Größe des Papstes ist die Größe der Gnade Gottes, die der Jünger Christi treu beantwortete, schützte und überlieferte, und deren er Apostel, Verkünder, Zeuge1 und Ikone wurde. Das Erbe Wojtyłas ist ein Zeugnis: die größte Stärke des Papstes bestand nicht darin, die Schlüsselgewalt zu besitzen, sondern ein demütiger und transparenter Zeuge von Gottes Schönheit, Güte und Liebe inmitten einer leidenden Welt zu sein. Der Aufruf zum päpstlichen Amt war in erster Linie eine Frage der internen Berufung zu einer noch größerer Solidarität mit Gott und Mensch. Die institutionellen und rechtlichen Dimensionen des päpstlichen Zeugnisses – beispielsweise in der Neufassung vom Kodex des kanonischen Rechts von 1983 – waren schon immer dem Aufbau von Beziehungen und der Entwicklung der Kirche, die als „ein Sakrament der innigen Vereinigung mit Gott „2 verstanden wird, unterordnet. Es war die Kirche, die in den Seelen erwacht – ich bediene mich hier des Ausdrucks von Romano Guardini – die im Mittelpunkt des Lebens und Wirkens von Johannes Paul II. stand.

Die Bedeutung des päpstlichen Zeugnisses sehe ich vor allem darin, wie Wojtyła die Kirche versteht. Noch vor seiner Wahl zum Päpstlichen Stuhl schrieb er in seinem Gedicht Stanisław, dass die Kirche für ihn der intimste Raum seines eigenen Inneren und „der Boden und Gipfel seines Seins ist“.3 Als Konsequenz der Begegnung mit Christus nahm der Papst Wojtyła die Kirche ins Mittelpunkt seines persönlichen Lebens an. Die Kirche wurde sein Zuhause und er wurde ein Zuhause für die Kirche. Wie man diese Worte versteht, wird jeder wissen, der ihm wenigstens einmal persönlich begegnet ist und sich an seinen Blick und seine Handberührung erinnert. Es gab keine Fremdheit oder Distanz in ihm. Als ein der Kirche und dem Gott ergebener Mensch, ergab er sich auch den Menschen und fand Raum für sie in seinem Herzen. Die äußere Herzlichkeit strahlte aus den Tiefen seines Inneren aus, das für alle ein gastfreundliches Zuhause war. Wojtylas wichtigste Lektion ist die über die Aufnahme der Kirche in sein Inneres und die Identifikation mit Menschen, die an Gott glauben, ihn lieben und auf ihn hoffen.

Sagen wir es klar und deutlich: in einer fragmentierten, gebrochenen Welt, in der sich immer mehr Menschen auf unterschiedliche Weise verwirrt fühlen, predigte Johannes Paul II. konsequent das Geheimnis der Kirche als Zuhause für alle. Papst Wojtyła war ein von Menschen stammender und für Menschen ernannter Papst. Das beweist sein Wille, den Menschen nahe zu sein, die für so viele Menschen gehaltenen Messen in seiner privaten Kapelle, Treffen am Tisch, Überwindung von Hindernissen während der Audienzen, Stapeln von Gebetskarten, die ununterbrochen in den Nischen seines Betstuhls verblieben. Ohne Übertreibung kann festgestellt werden, dass die Kirche während des Pontifikats von Johannes Paul II. aufs Neue und definitiv ihr menschliches Gesicht zeigte und wieder ein Zuhause wurde. Das beweisen nicht nur konkrete Ereignisse, die oft verschiedene Konventionen überschreiten, sondern auch zahlreiche päpstliche Dokumente und deren Inhalte. Lassen wir beispielsweise die bahnbrechende Familiaris consortio erwähnen, in der er de facto einen Teil die Exkommunikation von den Geschiedenen zurücknimmt, um sie zu einer tieferen Integration mit der Kirche einzuladen. Was für ein wunderschöner Ausdruck herzlicher Fürsorge für den Menschen, Ausdruck der Begleitung und zugleich auch ein Beweis eines großen pastoralen Mutes in einem epochalen Maß. In dieser Hinsicht wird Johannes Paul II. für immer ein wahrer Doktor der Kirche bleiben, der lehrt, dass nur derjenige sie versteht, der sie in sein Inneres einlädt.

Diese innovative Ekklesiologie, die mehr in der Lebenspraxis als auf dem Papier zum Ausdruck kommt, verdient es, eine Herz-Ekklesiologie genannt zu werden. Die Offenheit der Kirche für Missionen, der pastorale Tenor des Petrusdienstes, das Zeigen des freundlichen Gesichts der Kirche – das sind alles Früchte dieser herzlichen Vision der Kirche, die im Herzen von Johannes Paul II. tief verwurzelt war. Es besteht kein Zweifel, dass auf dem Gebiet der Ekklesiologie, insbesondere des Verständnisses des Papstamtes, Johannes Paul II. zu den größten Päpsten zählt. Zu ihnen gehören auch Leon und Gregor, denen wir im großen Maß das Konzept des Papsttums verdanken. Die genannten altertümlichen Päpste bauten die Doktrin des päpstlichen Autorität auf, die auf der Schlüsselmacht beruht, und Wojtyła ergänzt ihre Theologie und Praxis um eine starke seelsorgerische Dimension. Der Papst wird zum Priester, Zeugen, Prediger, und die Menschennähe wird eine Form der Ausübung seiner Macht. Wir haben hier mit einem völlig erneuerten Konzept der päpstlichen Autorität zu tun.

Im Kontext der Herz-Ekklesiologie möchte ich auf eine weitere Dimension des kirchlichen Zeugnisses von Papst Wojtyła hinweisen. Nun, in der Zeit der Postmoderne bleibt Wojtyla ein starker Verteidiger des Verstands. Die späte Moderne lehnt die Vernunft und ihre Fähigkeit, die Wahrheit zu suchen und zu entdecken, ab. Diese Epoche proklamierte den Tod der Wahrheit und damit den Tod des Menschen als Manifest. Wenn die Wahrheit nicht mehr existiert, bleiben nur äquivalente, vergängliche Meinungen übrig, deren Aufgabe es ist, die Wirklichkeit nach ihren eigenen subjektiven Projektoren zu kreieren. Dieser Ansatz ist heute leider auch in einigen Bereichen der pastoralen Tätigkeit zu sehen. Es geht um solche Initiativen, die die Ordnung des Glaubens und die Suche nach der Wahrheit trennen, die rationale Dimension des Glaubens auf den leeren Emotivismus reduzieren. Und hier erweist sich Papst Wojtyła als ein wesentlicher Zeuge der wahren Natur der Kirche. Als ein Mensch des Geistes, ist er auch ein hervorragender Intellektuelle, als Philosoph praktiziert er auch Theologie. Sein herzlicher Dienst, den Menschen ein Zuhause in der Kirche zu bieten, entspringt auf natürliche Weise aus dem Leben des Intellekts, der von Gott fasziniert ist und ständig seine Grenzen überschreitet, um das Geheimnis Seiner Nähe der Welt besser zu verkünden. Auch die Vernunft soll glauben, lieben und vertrauen. Es gibt keinen Glauben, der kein Verständnis sucht.

In dieser Hinsicht verweist Papst Wojtyła nicht nur an die Tradition der Kirche und setzt sie in der Praxis um, sondern, insbesondere in Fides et ratio, bildet eine ganzheitliche und kohärente Vision des Verhältnisses zwischen Vernunft und Glauben. Diese Enzyklika gehört zweifellos zu den wichtigsten Texten seines Pontifikats. Sie diagnostiziert direkt die Ursachen der modernen Krisen der Menschheit und zeigt kreativ den Weg, wie man sie durch das erneuerte Bündnis von Glauben und Vernunft überwinden kann. Darin beschreibt der Papst ursprünglich die Synthese von Glauben und Vernunft und vor allem verteidigt die Vernunft und Wahrheit aus der Perspektive der Glaubenslehre. Diese paradoxe Verteidigung der Vernunft durch den Glauben ist von epochaler Bedeutung und ihr Gewicht geht über den gegenwärtigen Kontext hinaus. Es geht in diesem Fall um die theologische und magisteriale Bearbeitung der Wahrheit über die Vernunft, um sie in die Wirklichkeit der Glaubenswahrheiten aufzunehmen. Wojtyłas Kirche dient der Wahrheit und auch der Vernunft. In diesem Licht sollen die Reden des Papstes über die Naturwissenschaften und ihre wichtigsten Errungenschaften gelesen werden, beispielsweise über die Evolution, die Papst Wojtyła als „mehr als eine Hypothese” betrachtete.4

 

  1. Karol Wojtyła/Johannes Paul II. und tieferes Verständnis des Menschen: Promotion in Anthropologie

Karol Wojtyła – wie es richtig der Titel seiner filmischen Biographie auffasst – ging in die Geschichte als „der Mensch, der ein Papst wurde und der Papst, der ein Mensch blieb.”

Dieser lapidare und passende Titel zeigt die wichtige Episode des Lebens und der Tätigkeit des polnischen Papstes. Er hatte riesengroße Lebenserfahrung (Einsamkeit, Leiden, Poesie, Arbeit, Priesteramt, Philosophie) und verstand intuitiv konziliarische Worte darüber, dass sich „Christus mit jedem Menschen auf besondere Weise vereinigt hat”5. Diese Auffassung motiviert ihn zur Annahme, dass die Menschlichkeit der eizige Weg der Kirche sei. Johannes Paul II., mystisch mit Gott verbunden, wird kraft dieser Vereinigung Liebhaber des Menschen.  Das ist die einzige Liebe, in der „menschliche Angelegenheiten mit göttlichen Angelegenheiten verbunden sind”. Diese Liebe führt ihn dazu, dem Menschen nicht nur zu dienen, sondern auch ihn besser zu verstehen.

Die gesamte wissenschaftliche Tätigkeit von Karol Wojtyła bezog sich auf das Geheimnis des Menschen, seine Person und sein persönliches Handeln in der Welt. Im Zentrum seiner Überlegungen befand sich immer – das zeigt sich in seiner frühen Poesie – die

Wahrheit über die Bestimmung zur verantwortungsbewussten Liebe, die in Vaterschaft und Mutterschaft gipfelt.

Wojtyłas Denken entwickelte sich langsam im Strudel des akademischen Lebens und des pastoralen Dienstes. Theoretische Thesen entstanden direkt aus der Praxis des Lebens, aus dem Zusammensein mit Menschen, aus Gesprächen mit verschiedenen Familien. Dieser lange und komplexe Prozess des Verständnisses des Menschen und die Suche nach dem angemessensten Weg, die offenbarte Wahrheit auszudrücken, erreicht seine Fülle

in der Theologie des Leibes. Diese Theologie ist zweifellos der Ausdruck von Wojtylas ausgereiftestem Denken und zugleich sein originellster Beitrag zur Geschichte der Theologie und, anders ausgedrückt, zur Geschichte des Verständnisses des Menschen. Ich beschränke mich hier auf die kurze Darstellung des ansonsten sehr reichen und vielseitigen Beitrags von Johannes Paulus II. zur Anthropologie.

Natürlich ist Johannes Paul II. nicht der erste in der langen Geschichte der Kirche, der sich mit dem Leib, Ehe und Familie befasst. Dennoch, in der Perspektive seiner Vision und ihrer Synthetizität sowie in der Methode, die genannten Realitäten zu beschreiben, verdient er den Namen des Schöpfers der ganzheitlich verstandenen Theologie des Leibes.

Seine Vision in dieser Hinsicht bleibt eine hervorragende Synthese von theologischen, philosophischen, psychologischen und wissenschaftlichen Fäden. Vernunft, Erfahrung und Glaube erlauben es ihm, die Themen eingehend zu bearbeiten, die noch nie zuvor von Theologen untersucht wurden.

Körper, Sexualität, Liebe zwischen Mann und Frau, ihre biologische, psychologische, soziologische Komplementarität werden aus der Perspektive der Botschaft des Evangeliums aufgefasst. Der Schlüssel zum Verständnis von Bedürfnissen des menschlichen Leibes ist die mysteriöse Gabe seiner selbst. Auf diese Weise baut die Theologie des Leibes auf dem Opfer Christi auf. In dieser Auffassung ist Christus der Meister in der Verwendung des Leibes. Der Leib wird zum Träger der evangelischen Regeln der menschlichen Existenz und zwar nicht in Abstraktion, sondern in konkreten, alltäglichen Erfahrungen der Menschen, die lieben wollen und auch die Liebe erwarten.

In Wojtyłas Theologie des Leibes muss man die Entwicklung und Erfüllung der alten Intuition des frühchristlichen Schriftstellers Tertulian sehen. Der Theologe behauptete, der Leib sei ein Scharnier der Erlösung. Er hat diesen Gedanken nicht weiter ausgebaut und es scheint, dass die Bearbeitung dieser Idee erst in unserer Zeit möglich war und auf den polnischen Papst wartete. Die philosophischen und phänomenologischen Arbeitsmethoden von Johannes Paul II.,  seine priesterliche und schauspielerische Sensibilität und auch seine pastorale Erfahrung ermöglichten es ihm, die menschliche Körperlichkeit aus mehreren Gesichtspunkten zu analysieren. Ergebnisse dieser Arbeit sind hervorragend.  Die Theologie des Leibes macht es möglich, in die Tiefen des Mysteriums des Menschen einzudringen.

Das Innere des Mysteriums wird im Zeichen des Leibes sichtbar. Diese Theologie beantwortet die tiefsten Fragen des modernen Menschen, schützt ihn vor Objektivierung und verweist auf die Schönheit seines Geheimnisses, das Gott selbst zu seinem Ebenbild und zur Synthese aller Schöpfung gemacht hat. Insbesondere in dieser Hinsicht ist Papst Wojtyla ein hervorragender Kirchenlehrer.

  1. Schutzpatron Europas

Authentische Seelsorge beschränkt sich niemals nur auf das Funktionieren der Kirche. Sie geht über ihre sichtbaren Strukturen hinaus und berührt das Weltgeschehen in den wichtigsten Momenten. Dank der seltsamsten Wegen göttlicher Vorsehung hat diese Wahrheit im Leben und in den Werken Johannes Pauls II. ihre Bestätigung gefunden. Seine

Persönlichkeit, sein Denken und seine Arbeit haben nicht nur im Leben der Kirche, sondern auch in der gesamten Weltgemeinschaft tiefe Spuren hinterlassen. In dieser Hinsicht   repräsentiert Papst Wojtyła das edelste europäische Ideal. Ich sehe seinen Beitrag zum Leben unseres Kontinents insbesondere aus der Perspektive zweier Aspekte, die meine Überzeugung von der nach wie vor aktuellen Rolle Johannes Pauls II. im Leben unseres Kontinents stärken.

Erstens erinnert das Leben von Karol Wojtyła / Papst Johannes Paul II. an die christlichen

Wurzeln Europas und der gesamten westlichen Zivilisation. Der Papst beweist mit seinem Leben, dass ein Europäer und zugleich ein Jünger Christi zu sein, schließen sich nicht gegenseitig aus, sondern sich hervorragend ergänzen. Das Christentum ist Bestandteil der europäischen Fundamente und kann auch als der unauslöschliche genetische Code der Europäität bezeichnet werden. In dieser Hinsicht können der Papst und sein Erbe als die große Apologie des Christentums,  des Europäismus und deren gegenseitigen Beziehungen angesehen werden. Die europäische Modernität wuchs mit dem Verdacht, dass die Religion die sozialen Bindungen schwächt und integrale Entwicklung der Menschlichkeit beeiträchtigt. Die Vision der Menschlichkeit von Johannes Paul II. beweist jedoch das Gegenteil, denn sie zeigt die Schönheit des christlichen Verständnisses des Menschen, ihre Offenheit und Integrität. Wojtyła war und bleibt Europäer, auch als Sohn der Kirche und als gläubiger Christ. Die Integrität seiner Menschlichkeit drückt sich nicht nur in der täglichen Praxis, sondern auch in seinem schriftstellerischen Nachlass aus und ist ausgezeichnetes Beispiel und Vorbild der authentischen europäischen Werte.

Zweitens sollte der Beitrag von Johannes Paul II. zur neuesten Geschichte Europas hervorgehoben werden. Viele Historiker, Politiker und Kommentatoren messen dem Papst zentrale Rolle in Bezug auf den Sturz des Kommunismus und die Vertiefung kontinentaler Integration bei. Sein Dienst war der Grundstein für das Erwachen der Hoffnung in der polnischen Nation und trug in erheblichem Maße zur Konsolidierung der sozialen und politischen Bewegungen bei, die sich zum Ziel gesetzt haben, ein freies, gleichberechtigtes und historisch gerechtes Europa zu schaffen.

Alle diese Gründe führen zur Überzeugung, dass Papst Wojtyla nicht nur ein großer zeitgenössischer Kirchenlehrer, sondern auch hervorragender Schutzpatron Europas ist,

der allen Menschen, sowohl Gläubigen als auch Ungläubigen, sehr viel zu sagen hat.

In unseren schwierigen und komplizierten Zeiten gibt seine Fürsprache bei Gott, von der übrigens Kardinal Ratzinger so schön in der Begräbnisrede sprach, allen Menschen guten Willens eine feste Stütze und das hinterlassene Erbe ist ein zuverlässiger Wegweiser, der gute Richtungen in eine bessere Welt zeigt und die Menschem auf das endgültige Treffen mit Gott vorbereitet.

Stanisław Kardinal Dziwisz

 

1 Vgl. G. Weigel, Zeuge der Hoffnung, Znak, Krakau 2002. Die Intuition des Biographen, dass eine wichtige Dimension des Wojtyła-Erbes das Zeugnis ist, bedarf immer noch einer breiteren Rezeption und Vertiefung

2 II. Vatikanisches Konzil, Lumen gentium, I.

3 K. Wojtyła, Stanisław, in: Gedichte und Dramen, Znak, Krakau 2004.

4 Johannes Paul II., Botschaft des Heiligen Vaters an die Mitglieder der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften, 22. Oktober 1996.

5 II. Vatikanisches Konzil, Gaudium et Spes, 22

6 Johannes Paul II., Redemptor hominis, 14

 

 

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